Flug

Der führerlose Traktor mit den Gepäckcontaintern am Flughafen von Toulouse. Bild: Air France

Das Gepäck kommt bald von alleine zum Flugzeug

Immer mehr Automatisierung: Der Flughafen Toulouse-Blagnac testet gemeinsam mit Air France einen selbstfahrenden Gepäcktraktor.

Was an Flughäfen nicht alles automatisiert wird... Seit Jahren versuchen die Flughäfen, vom Check-in bis zum Boarding möglichst viel ohne weiktere menschliche Interaktion zu ermöglichen. Bei der Passkontrolle, beim Boarding, auch bei der Gepäckaufgabe ist dies schon vielerorts möglich. Nun werden auch in den Aussenbereichen der Flughäfen Automatisierungs-Lösungen gefunden - in Norwegen wurde kürzlich der erste autonome Schneepflüger getestet, während aktuell in Frankreich der Weg zwischen Gepäckaufgabe und Flugzeug automatisiert wird.

Am Flughafen Toulouse-Blagnac testet dieser gemeinsam mit Hauptkunde Air France und dem Flughafendienstleister Charlatte Autonom den Einsatz eines autonomen Gepäcktraktors. Dieser bringt während vier Wochen das Gepäck im Rahmen eines gross angelegten Tests vom Hangar bis zum jeweiligen Flugzeug. Es gehe darum, die Prozesse der Zusammenarbeit am Boden weiter zu optimieren, um die Turnaround-Zeiten von Flugzeugen weiter zu verbessern, erklärt Philippe Crébassa (VR-Präsident Flughafen Toulouse-Blagnac). Dass die Tests in Toulouse durchlaufen werden, ist kein Zufall: Zum einen hat der Flughafen die richtige Grösse für solche Tests, zum anderen ist man sich hier aufgrund der Nähe der Airbus-Werke Premieren gewohnt (z.B. Erstflüge der Concorde oder des A380).

Das Fahrzeug namens AT135 wurde von Charlatte Autonom entwickelt und kann sich selbständig am Flughafen bewegen. Es verfügt über intelligente Sensoren, welche die Umgebung wahrnehmen, also Hindernisse im 360-Grad-Winkel erkennen und darauf reagieren können. Nebst Kamera, GPS und Odometer ist es auch mit einer speziellen Software ausgerichtet, welche Verkehrssignale auf dem Flughafengelände erkennt.

Und so sieht der Prozess konkret aus: Zuerst befüllt ein Agent von Groupe 3S (ein Vertragspartner von Air France) den Traktor mit dem Gepäck. Dieser muss auch über eine Touchscreen eingeben, zu welchem Flugzeug der Traktor muss und wo dieses stationiert ist. Der Traktor fährt dann selbständig zum Flugzeug, wo es von einem weiteren Agenten von Groupe 3S in Empfang genommen wird, welcher das Gepäck ins Flugzeug verlädt. Der Traktor kehrt daraufhin selbständig zu seinem Ausgangsort bei der Gepäckanlage zurück. Ganz ohne menschliche Interaktion geht's also noch nicht. Aber offenbar verspricht man sich davon, ein paar Minuten zu gewinnen bzw. weniger abhängig von menschlichen Arbeitskräften zu sein, was im streikgeplagten Frankreich von besonderem Interesse ist.

(JCR)